Vorwort
Knapp ein Viertel der Münchner Haushalte kommt ohne eigenes Auto aus - und trotzdem bieten weder Stadtplanung noch Wohnungswirtschaft Konzepte an, die den Bedürfnissen dieser Zielgruppe gerecht werden. In anderen Großstädten ist die Situation ähnlich.
Die Münchner Initiative "Wohnen ohne Auto" will dieser autozentrierten Stadtentwicklung entgegenwirken und hat in München-Riem zusammen mit der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) "Autofrei wohnen", der Genossenschaft WOGENO und der Landeshauptstadt ein Modellprojekt entwickelt.
Der Standard
Im Normalfall muss für jede neu gebaute Wohnung in München mindestens ein Auto-Stellplatz nachgewiesen werden. Dies hat zur Folge, dass die Kosten für Stellplätze auf alle Wohnungen umgelegt werden, und so zahlen auch jene Bewohner für die Autos, die selbst keines besitzen.
Was bedeutet autofrei?
"Autofrei wohnen" heißt nicht nur, dass man selbst kein Auto hat, sondern, dass man davon auch Vorteile hat.
Ein "Autofreier" verpflichtet sich, auf ein eigenes Auto zu verzichten und lebt in einer Wohnung ohne teuren Stellplatz in einem attraktiven Umfeld.
Selbstverständlich kann er trotzdem etwa einen Car-Sharing-Wagen benutzen.
Stadt der kurzen Wege
Voraussetzung für die Akzeptanz von autofreiem Wohnen ist die Infrastruktur im Stadtteil. Wer mehrere Kilometer bis zum nächsten Supermarkt hat, wird sich schwer vom Wohnen ohne Auto begeistern lassen. Auch traditionelle Verkehrsberuhigungskonzepte, die den Autoverkehr in Wohngebieten lediglich verlangsamen und Stellplätze an den Rändern des Viertels schaffen, sind keine Lösung. Ziel der Planung muss vielmehr eine "Stadt der kurzen Wege" sein, in der alle wichtigen Orte - Lebensmittelladen, Schule, Kindergarten, Arzt etc. - ohne Auto erreichbar sind. So braucht man nur noch ganz selten einen Pkw, und wenn, kann man ein Gemeinschaftsauto benutzen.
Bisher steht vor allem die in den Landesbauordnungen verankerte Stellplatzpflicht einer zeitgemäßen, an der Reduzierung des Kfz-Verkehrs orientierten Stadtplanung im Wege und führt in der Praxis zur Quersubventionierung der Stellplätze über den Wohnungspreis. Sie muss durch Regelungen ersetzt werden, die Wohnungsbau und Infrastruktur für den Autoverkehr entkoppeln und eine verursachergerechte Kostenzuordnung sicherstellen.
Münchner Initiative
Münchner Umweltverbände und interessierte Bürger haben im Sommer 1995 gemeinsam die Initiative "Wohnen ohne Auto" ins Leben gerufen. Ihr Ziel auf kommunaler Ebene ist die Errichtung modellhafter autofreier Wohnquartiere. Wir streben Projekte an, die groß genug sind, um Synergieeffekte zu erzeugen, und bei denen gewisse Standortvoraussetzungen für autofreies Wohnen erfüllt sind. Eine wichtige Aufgabe sehen wir darin, Erfahrungen aus anderen Städten und die Erkenntnisse der aktuellen Fachdiskussion zu vermitteln. Die Initiative "Wohnen ohne Auto" versteht sich als Partner für Wohninteressenten, Bauträger, Politik und Verwaltung.
Was bisher geschehen ist -
anderswo und in München
Das Ur-Modell autofreien Wohnens in Bremen-Hollerland wurde zwar nicht realisiert, doch in Bremen selbst (Grünenstraße) und in anderen deutschen Städten sowie im Ausland wurden ähnliche Projekte ermutigt. In vielen Städten leben bereits Menschen in sehr unterschiedlich konzipierten autofreien oder -reduzierten Wohnanlagen, zum Beispiel in Hamburg, Freiburg, Kassel, Wien, Edinburgh oder Amsterdam.
In München baute 1995/96 eine städtische Wohnungsbaugesellschaft am Kolumbusplatz das erste Projekt mit 75 Wohnungen. 40 davon sind autofrei. In ihnen wohnen Beschäftigte der Stadtverwaltung und Pflegekräfte aus dem städtischen Krankenhaus Harlaching. Solange mindestens 40 Wohnungen autofrei bleiben, ist die Stellplatzablöse ausgesetzt, andernfalls wird sie sofort komplett fällig.
Messestadt Riem
Durch den Einsatz der späteren Bewohner ist das Projekt in dem neuen Münchner Stadtteil, auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens im Osten der Stadt, entstanden. Er sollte unter den Vorgaben des Klimabündnisses und der Agenda 21 von Anfang an besonders ökologisch gebaut werden. Wegen seines innovativen Konzepts wurde er international beachtet. In Riem entstanden in den vergangenen Jahren 42 autofreie Eigentums- und Genossenschaftswohnungen. Zwei Gemeinschaften von Wohnungseigentümern und -mietern haben das Konzept des autofreien Wohnens in die Tat umgesetzt: Die Mitglieder der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) "Autofrei Wohnen", die seit 1999 in Riem in den ersten autofreien Wohnungen leben. Und seit 2001 die Mitglieder der Genossenschaft WOGENO mit ihren ökologischen und gemeinschaftsorientierten Leitlinien.
Diese Broschüre,
die nun in zweiter, überarbeiteter und aktualisierter Auflage vorliegt, will weiteren autofreien Wohnprojekten Ermutigung sein und zudem Bauträger, Planer und Architekten mit dem ersten notwendigen Wissen versorgen, wie man solche Projekte angehen kann. Wir legen die Vorgeschichte des Projekts einschließlich der Schwierigkeiten dar, zeigen rechtliche Abmachungen unter den Bewohnern, geben Tipps für weitere autofreie Projekte und listen auf, wo in München in den nächsten Jahren ähnliche Vorhaben geplant sind.
Maria Ernst und Gunhild Preuß-Bayer
für die Initiative "Wohnen ohne Auto"
Die Messestadt Riem als Chance
WEG und WOGENO
Die Wohnungseigentümergemeinschaft "Autofrei Wohnen" (WEG) besteht aus 14 Haushalten, die das zu bebauende Grundstück gemeinsam gekauft haben. Der Einfachheit halber bezeichnen wir als WEG auch schon die Vorläufergruppe, der aber teilweise andere Personen angehörten.
Die WOGENO München eG ist eine Genossenschaft für soziales und ökologisches Wohnen. Sie wurde 1993 gegründet.
Parkraumkonzept Messestadt Riem
Ursprünglich wurde für die Messestadt Riem in einem innovativen Parkraumkonzept ein Stellplatzschlüssel von 0,75 bzw. 0,6 im sozialen Wohnungsbau festgelegt. Die Funktionsfähigkeit des reduzierten Stellplatzbaus sollte durch Wechsel- bzw. Mehrfachnutzung sichergestellt werden. Dieses "rollierende System" bedeutet: Ein Stellplatz ist nicht einem bestimmten Mieter zugeordnet, sondern wird je nach Bedarf belegt. Da nie alle Stellplätze gleichzeitig belegt sind, findet jeder Autobesitzer in der Tiefgarage einen Platz. Mit der Parkraum GmbH gibt es einen zentralen Parkplatzbetreiber, der die Tiefgarage erstellt hat und bewirtschaftet.
Leider wurde dieses Konzept, das vorbildlich gewesen wäre, nicht umgesetzt. Im Februar 2000 beschloss der Stadtrat, für den freifinanzierten Wohnungsbau und die im München Modell errichteten Wohnungen doch den generellen Stellplatzschlüssel von 1,0 zu verwirklichen und jeder Wohnung einen festen Stellplatz zuzuweisen. Dies ist umso bedauerlicher, als erst ein Teil der Wohnungen fertiggestellt war und es einen deutlichen Überhang an freien Tiefgaragen-Stellplätzen gab.
Durch die Verlagerung des Flughafens von Riem ins Erdinger Moos wurde im Osten Münchens, nur neun Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, ein zusammenhängendes Areal von 560 Hektar Fläche frei. Hier entsteht seit Ende der 90er Jahre neben dem neuen Messezentrum ein Stadtteil für 16.000 Bewohner und 13.000 Arbeitsplätze - die Messestadt Riem.
Damit sich eine intakte soziale Bevölkerungsstruktur entwickeln kann, soll das Wohnungsangebot möglichst vielfältig sein. Deshalb sollen zu 40 Prozent öffentlich geförderte Mietwohnungen, zu 30 Prozent anderweitig geförderte Wohnungen ("München Modell") und zu 30 Prozent frei finanzierte Wohnungen entstehen.
Die Stadt München hatte 1995 in einem Stadtratsbeschluss vorgesehen, dass in der Messestadt Riem im ersten Bauabschnitt insgesamt 200 Wohneinheiten für "Wohnen ohne eigenes Auto" entstehen sollten. Die Verwaltung wurde beauftragt, dies zu planen. Gleichzeitig stellten Münchner Umweltverbände die Idee autofreier Wohngebiete vor und suchten Interessenten für solche Projekte.
Leider war das städtebauliche Konzept zu diesem Zeitpunkt bereits nahezu abgeschlossen. Die Stadtverwaltung war der Meinung, dass bereits ausreichend auf ein Wohnumfeld mit möglichst wenig Autoverkehr geachtet worden war, so dass trotz des Stadtratsbeschlusses keine Umplanungen mehr erfolgen müssten.
Aufgrund der nur von Norden möglichen Zufahrt gibt es keinen Durchgangsverkehr im neuen Stadtteil. Das Parkraumkonzept (siehe Kasten) hält fremden Verkehr ganz aus dem Viertel heraus und führt Quell- und Zielverkehr schon am Rand des Wohngebiets in Tiefgaragen. Zudem wurden pro Wohnung vorerst nur 0,79 Stellplätze realisiert.
Joachim Falkenhagen (Autofrei Wohnen GbR mbH, Berlin) bewarb sich um ein Grundstück, um hier Eigentumswohnungen für Wohnen ohne eigenes Auto zu errichten. Um ihn bildete sich die erste Eigentümergruppe, die auch nach seinem Ausscheiden die Planungen vorantrieb. Außerdem hatte sich die junge Münchner Genossenschaft WOGENO um ein Grundstück beworben.
Für den Mietwohnungsbau/sozialen Wohnungsbau fand sich kein Träger, der es mit "Wohnen ohne eigenes Auto" versuchen wollte. Leider versäumte es die Stadt, weitere Bauträger auf den Stadtratsbeschluss zum autofreien Wohnen aufmerksam zu machen.
Auf Grund des Stadtratsbeschlusses wurden die beiden autofreien Projekte bei der Grundstückvergabe in der Weise bevorzugt, dass sie sehr schöne Grundstücke bekamen: möglichst weit von Straßen entfernt und ohne Tiefgarage darunter. Sie gelten als "Filetstücke" in Riem. Realisieren ließen sich die Projekte auch, weil zahlreiche Wohnungen nach dem "München Modell" für mittlere Einkommen gefördert wurden.
Voraussetzungen für autofreies Wohnen
Autofreies Wohnen erfordert
andere Voraussetzungen als Wohnungsbau mit konventioneller Autoerschließung. Dies betrifft das Wohnumfeld ebenso wie den eigenen Lebensstil. Nur wenn beides stimmt, ist es möglich, Bauherren für ein derartiges Projekt zu gewinnen.
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein? Und sind sie in der Messestadt erfüllt?
1. Die Projekt-Wohnungen müssen gut mit dem Öffentlichen Nahverkehr zu erreichen sein.
Dies ist seit der Eröffnung der U-Bahn im Mai 1999 gegeben. Die Entfernung vom autofreien Wohnprojekt zur U-Bahnstation beträgt etwa 500 Meter. Mehrere Buslinien ergänzen das Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs.
2. Alle Einrichtungen des täglichen Bedarfs (Geschäfte, Kindergarten, Schulen etc.) sollten fußläufig zu erreichen sein.
Dies trifft in der Anfangszeit noch nicht zu, da das Einkaufszentrum mit Ärztehaus, das etwa 400 Meter entfernt geplant ist, erst Ende 2003 oder 2004 fertig gestellt sein wird. Die 1999 eröffnete Grundschule und die Kindergärten liegen jedoch in unmittelbarer Nähe der Projekt-Wohnungen.
3. Ein ausreichendes Freizeit- und Naherholungsangebot muss gegeben sein.
Es ist ein Landschaftspark samt Badesee südlich des Wohngebiets geplant, er soll 2005 zur Bundesgartenschau fertig sein. Vorgesehen sind zudem Sportflächen, Jugendfreizeiteinrichtungen, Nachbarschaftszentren, VHS, Sportverein und Biergärten. Außerdem gehört zu jeder Wohnung der WEG von "Autofrei Wohnen" ein Privatgarten, alle WOGENO-Wohnungen verfügen je nach Lage über einen Balkon oder eine Terrasse, zudem gibt es Dachterrassen und einen Gemeinschaftsgarten.
4. Die Grundstücke sollten nicht direkt an einer Straße liegen.
Dies ist gegeben, da das Baugebiet (WA7) mit den Projekt-Grundstücken nur an Stichstraßen liegt und die Grundstücke von diesen Straßen zusätzlich durch einen Wohnblock abgeschottet sind.
5. Leicht zugängliche Fahrradabstellplätze müssen vorhanden sein.
Dies ließ sich realisieren. Sowohl die WEG wie auch die WOGENO verfügen über ebenerdige Fahrradschuppen.
6. Stadt oder Gemeinde sollte Car-Sharing-Plätze im Wohnviertel zur Verfügung stellen.
Car-Sharing lässt sich in München vorerst nur auf privaten Stellplätzen realisieren.
7. Die Pflicht zur Errichtung von Stellplätzen sollte ganz ausgesetzt oder zumindest stark reduziert werden.
"Autofrei Wohnen" musste für 14 Wohnungen drei Stellplätze erwerben, was einem Stellplatzschlüssel von 0,21 entspricht. Auf einem Platz steht ein Gemeinschaftsauto, zwei Plätze sind unbenutzt.
8. Der politische Wille muss vorhanden sein.
Der Münchner Stadtrat hat mit seinem Beschluss von 1995, als er dem Projekt "Wohnen ohne Auto" den Weg frei machte, diesen Willen demonstriert. Allerdings hätte man sich in der Folgezeit mitunter ein offensiveres Agieren der Verwaltung und auch des Stadtrats gewünscht, um diese Idee stärker zu fördern.
Regelungen der Stadt zum autofreien Wohnen
Die Stadt gab im Kaufvertrag für die Grundstücke bestimmte Regelungen vor.
Die Einflussmöglichkeiten seitens der WEG, der WOGENO und der Initiative "Wohnen ohne Auto" waren gering.
Festgelegt wurde Folgendes:
1. Der Stellplatzschlüssel wird für die autofreien Projekte in Riem (WEG und WOGENO) auf 0,21 reduziert.
Dieser krumme Wert ergibt sich daraus, dass "Autofrei Wohnen" bei 14 Wohnungen drei, und die WOGENO bei 28 Wohnungen sechs Stellplätze bekommen sollte. Einen Schlüssel von 0 (also kein Stellplatz für die entstehenden Wohnungen) akzeptierte die Stadt nicht. Dafür gab es allerdings von Anfang an die Möglichkeit, feste Stellplätze zu mieten, um diese Plätze für Car-Sharing zu nutzen. Ein solches System funktioniert nur mit festen Stellplätzen.
2. Für die drei WEG-Stellplätze war ein Baukostenzuschuss zu bezahlen.
Dieser belief sich auf jeweils etwa 21.400 Mark.
3. Werden mehr als drei Stellplätze benötigt,
so kann ein vierter und fünfter beim Parkraumbetreiber gemietet werden. Überschreitet der tatsächliche Bedarf allerdings den Schlüssel von 0,4 (dies ist ab dem sechsten Stellplatz der Fall), so ist das Projekt gescheitert. In diesem Fall werden die Bewohner von "Autofrei wohnen" den anderen Bewohnern der Messestadt Riem gleichgestellt und müssen den Baukostenzuschuss für die elf noch nicht gezahlten Stellplätze nachzahlen.
Eine interne Regelung verhindert jedoch, dass die, die weiterhin autofrei leben, mehr bezahlen müssen. (Hierzu siehe auch Seite 12)
4. Zur Sicherung dieser Nachzahlung
wurde ins Grundbuch eine Höchstbetrags-Sicherungshypothek zu Gunsten der Stadt eingeschrieben. Die Höhe dieser Sicherungshypothek beläuft sich auf 330.000 Mark. Zur Zeit des Grundstückskaufs von der Stadt standen die tatsächlichen Baukostenzuschüsse noch nicht fest, so dass die Stadt eine Obergrenze von 30.000 Mark pro Stellplatz annahm. Damit ergaben sich elf mal 30.000 Mark.
5. Damit die Stadt feststellen kann,
wie groß der tatsächliche Bedarf an Stellplätzen von "Autofrei Wohnen" ist, muss jährlich ein Bericht über den Fahrzeugbestand der Bewohner an das Planungsreferat abgegeben werden.
Die Entwicklung des Projektes der Eigentümergemeinschaft
Die Mitglieder der Wohneigentümergemeinschaft (WEG) beschreiben aus ihrer Sicht die Entwicklung des Projekts "autofrei wohnen" - von den ersten Diskussionen bis zum Wohnen in der Messestadt.
Die Idee des autofreien Wohnens wurde seit 1994 in Münchner Fachkreisen diskutiert. Die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und verschiedene Vereine ergriffen die Initiative. Im Sommer 1995 entstand ein Faltblatt, das die Idee autofreier Wohnquartiere vorstellte und Interessenten eine Möglichkeit bot, sich mit Adresse und konkreten Wohnwünschen zurückzumelden.
Im November 1995 fand die erste Informationsveranstaltung zur "Messestadt Riem" statt. Ein Vertreter der Stadt München erläuterte den Planungsstand, ein erster Interessentenkreis bildete sich. Ein Seminar in Kooperation mit dem bayerischen Seminar für Politik, mit Thomas Hartmann (WOGENO), zweimal mit jeweils 20 Teilnehmern veranstaltet, gab einen ersten Überblick über Eigentums- und Genossenschaftsmodelle.
Unter dem Dach der Volkshochschule München fanden im Winter/Frühjahr 1996/97 regelmäßige Treffen statt. Ein zweitägiges Seminar im Mai 1996 führte die ernsthaft am Genossenschaftsmodell Interessierten zu detaillierteren Planungen zusammen. Zu diesem Zeitpunkt schien ein Kaufvertrag im Sommer 1996 noch möglich.
Mitte 1996 trennten sich die Wege der zukünftigen Eigentümergemeinschaft und der "Genossen". Beide Gruppen arbeiteten nun selbständig weiter.
Joachim Falkenhagen hat sich als Bauträger bei der Stadt München um ein Grundstück in der Messestadt Riem beworben. Im Herbst 1996 bekam er von der Stadt die Zusage, dass er im Baugebiet WA7 auf einem Teil des Grundstücks die beantragten 20 Wohnungen errichten könne. Nun begann die Suche nach so genannten Mitbauleuten. Es gab drei verschiedene Wege, das Vorhaben publik zu machen:
- Werbung über die Initiative "Wohnen ohne Auto",
- Mund-zu-Mund-Propaganda,
- Zeitungsinserate in lokalen und überregionalen Zeitungen.
Ende 1996 waren der WEG bereits fünf Mitglieder beigetreten. Anfang 1997 begannen die ersten Planungen mit Hilfe von Architekten. Weil mit diesen Planungen nicht alle zufrieden waren, wurden im April zwei andere Architekten mit einem Vorentwurf beauftragt.
In der ersten Hälfte des Jahres 1997 fanden immer wieder Verhandlungen mit der Stadt über die Lage des Grundstücks von "Autofrei Wohnen" im Baugelände WA 7 und über die Kaufvertragsbestimmungen statt.
In diesem Zeitraum stellte sich auch heraus, dass die anvisierte Anzahl von 20 Wohnungen mit einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 70 bis 80 Quadratmetern nicht zu realisieren war. Man benötigte größere Wohnungen, und so reduzierte sich bei der von der Stadt zugesagten Bruttogeschossfläche die Zahl der Wohnungen schließlich auf 14.
Joachim Falkenhagen reduzierte seinen Anteil an den Wohnungen und stieg später ganz aus. Doch war die Gruppe inzwischen selbst lebensfähig. Mitte 1997 zählte die WEG bereits elf Mitglieder. Bis zu diesem Zeitpunkt war es schwierig gewesen, neue Mitglieder zu werben, weil noch keine detaillierten Planungen vorlagen, die man Interessenten hätte zuschicken können. Die Kosten, die bis zu diesem Zeitpunkt für die WEG-Mitglieder anfielen, beliefen sich auf etwa 15 bis 20 Mark pro Quadratmeter künftiger Wohnfläche.
Von da an hatte die Gruppe immer 12 bis 13 Mitglieder. Eine gewisse Fluktuation ergab sich daraus, dass die Vorstellungen einzelner Mitbauleute nicht in den immer konkreter werdenden Planungen umzusetzen waren. Im Juni 1997 wurden die Architekten Stephan Philipp und Claus Hofmann mit der Planung bis zur Eingabeplanung beauftragt. Mit der konkreten Planung stiegen die Kosten, für die die Bauherrengemeinschaft aufkommen musste, stark an.
Eine Zwischenbilanz
Der Interessentengruppe traten im Lauf der Zeit 22 Mitglieder bei. Vor allem in der Phase bis zur Unterschrift unter den Kaufvertrag waren die Gruppendiskussionen häufig sehr aufreibend, da es sehr verschiedene Vorstellungen unter einen Hut zu bringen galt und auch zum Schluss ganz erhebliche finanzielle Leistungen erbracht werden mussten: Insgesamt sind in dieser Zeit acht Mitglieder wieder ausgeschieden.
Gerade Familien mit Kindern sind beim Projekt "Autofrei Wohnen" stark vertreten. Das widerlegt auch die Ansicht, dass Familien mit Kind(ern) auf ein eigenes Auto angewiesen sind. Besonders für Kinder erscheint eine autofreie Umgebung sinnvoll. Zudem ist die Förderung mit dem München Modell bei Familien mit Kindern besonders häufig, da bei ihnen die Einkommensgrenzen meist nicht überschritten werden.
Vor Einzug in die neuen Wohnungen besaßen noch drei Parteien Autos, nun nutzen vier Familien ein gemeinschaftliches Auto, einige Haushalte sind Mitglied bei STATTAUTO. Damit ist zwar die Zahl der Autos, die durch unser Projekt tatsächlich abgeschafft werden, eher gering. Erreicht haben wir aber unser Ziel, denjenigen, die kein Auto besitzen, eine Möglichkeit zu bieten, ohne die Nachteile des starken Autoverkehrs zu wohnen.
Im Spätsommer 1997 wurden auch die Planungen für die Außenanlagen vorangetrieben und ein Landschaftsarchitekt gewählt. Außerdem wurde zu einem Notar Kontakt aufgenommen, denn es sollten bald die Kaufverträge unterzeichnet werden, und zum anderen brauchte die Gruppe eine feste rechtliche Struktur, da der Geldfluss immer größer wurde. Im Juli wurde die WEG als Rechtsform gegründet.
Die Unterzeichnung des Kaufvertrags mit der Stadt zog sich bis zum Juli 1998 hin. Erstens war die Erschließung des Grundstücks nicht geklärt, und zweitens wurde das Parkraumkonzept für die gesamte Messestadt Riem erst dann endgültig festgelegt (s. Seite 8).
Im Herbst 1997 diskutierte die Gruppe, ob ein Bauunternehmer verpflichtet oder Einzelaufträge vergeben werden sollten. Um Kosten zu sparen und mehr Mitwirkungsmöglichkeiten beim Bau zu erhalten, fiel die Entscheidung für eine Einzelgewerkvergabe. Damit konnte allerdings keine so große Zeit- und Kostensicherheit erwartet werden.
In diesen Monaten begann auch die Suche nach einer finanzierenden Bank. Dies erwies sich als schwierig, da alles über eine einzige Bank abgewickelt werden sollte und neben den Einzelkonten für jeden Bauherren auch ein Gemeinschaftskonto für die Begleichung der Baurechnungen bestehen sollte. Dies bedeutete einen erheblichen Buchungsaufwand. Außerdem musste die Bonität jedes einzelnen Bauherren von der Bank geprüft und akzeptiert werden.
Hinderlich war auch die Entscheidung für die Einzelgewerkvergabe, da die Banken eine Kostensicherheit durch einen Bauunternehmer vorgezogen hätten. Am Ende der Suche erklärten sich nur zwei (Dresdner Bank und Raiffeisenbank) von 25 kontaktierten Geldinstituten bereit, das Projekt zu finanzieren.
Der Antrag auf Baugenehmigung wurde Ende Dezember 1997 eingereicht. In den folgenden Monaten kam es noch einmal zu Bewegungen innerhalb der Gruppe: Nach der Kostenberechnung der Architekten mussten zwei Mitglieder aussteigen, da sie am Rande ihres Finanzierungsrahmens waren und eine Überschreitung der Kosten befürchteten. Dafür kamen bis April 1998 wieder neue Mitglieder. Im Mai 1998 wurde der Vertrag für den Rohbau unterschrieben. Damit war ein großer Teil der Baukosten bereits festgesetzt.
Im Mai fiel die Entscheidung für eine der beiden Banken, so dass im Juni die einzelnen Bauherren die Kreditverträge abschließen konnten. Im Juli 1998 wurde dann endlich der Kaufvertrag mit der Stadt München unterschrieben, im August begann der Bagger mit dem Aushub.
Eine wirklich rechtswirksame Gruppenstruktur gibt es erst seit der Unterzeichnung des Vertrages der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG-Vertrag), der zeitgleich mit dem Kaufvertrag unterschrieben wurde.
Seit dieser Zeit bewegt sich das ganze Projekt in sehr viel ruhigeren Bahnen. Die Mitbauleute wechselten nicht mehr. Die Kosten lagen ungefähr in Höhe der Berechnungen der Architekten. Im August und September 1999 wurden nach einem Jahr Bauzeit die Wohnungen bezogen.
Die Gemeinschaft hat sich sehr gut entwickelt. Aufgrund der geringen Probleme in der Bauphase ist es nicht zu größeren Spannungen innerhalb der Gruppe gekommen. Da man sich in dieser Zeit seht gut kennen gelernt hat, sind die nachbarschaftlichen Beziehungen auch viel enger als bei den anderen Bauträgern. "Wir haben hier beim Einzug", sagte ein Bewohner, "schon mehr Freunde, als wir sie nach zwölf Jahren Wohnen in der Innenstadt hatten." So kann auch die derzeit noch recht schlechte Infrastruktur durch vermehrte nachbarschaftliche Hilfe ausgeglichen werden.
Denn von einem Stadtteil der kurzen Wege kann man in manchen Belangen des täglichen Lebens leider noch nicht sprechen.
Ablauf bei der Genossenschaft
Seit 1996 arbeitete eine Gruppe von WOGENO-Mitgliedern an der Realisierung des Genossenschaftsprojektes in der Messestadt Riem. Ende 1997 erhielten wir den Zuschlag der Stadt für das Grundstück zwischen der Wohnungseigentümergemeinschaft "Autofrei Wohnen" und dem zentralen Grünzug.
Wir mussten das Grundstück nicht kaufen, sondern konnten es im Erbbaurecht erwerben. Grundlage für den Erbbauzins von 3,5 Prozent ist ein Quadratmeter-Preis von 450 bis 1700 Mark pro Quadratmeter Geschossfläche. Der Preis staffelt sich nach den Einkommensgruppen der zukünftigen BewohnerInnen).
Drei Viertel der Wohnungen sind öffentlich gefördert (erster und dritter Förderweg) und damit auch mietpreisgebunden. Die Größen der Wohnungen bewegen sich zwischen 40 und 120 Quadratmeter.
Nach der Bewältigung einiger z. T. sehr unerfreulicher Hürden konnten wir im August 1999 mit dem Bau der 28 Wohnungen (2.244,5 Quadratmeter Wohnfläche) plus Gemeinschaftsraum und Gästezimmer beginnen.
Im Projekt Messestadt Riem haben sich Leute zusammengefunden, die aus dem Umfeld der Initiative "Wohnen ohne Auto" kamen oder von der WGSB (Wohngemeinschaft auf sozialer Basis), deren Pläne für ein großes Projekt im Münchner Osten gescheitert waren. Einige aus der Ursprungs-Gruppe sind weiterhin dabei. Durch die lange Projektentwicklungsphase kam es natürlich auch zu einer gewissen Fluktuation. Zur Gruppe zählen Singles, ältere Ehepaare und zu ca. 50 Prozent Alleinerziehende und Paare mit Kindern. Für sie ist Riem attraktiv, da es Schule und Kindergärten sowie viele Grün- und Spielflächen bietet.
Die WOGENO war von Anfang an dabei, als es um die Verhandlungen über die Konditionen des autoreduzierten Wohnens ging, denn die AutobesitzerInnen sind bei uns dünn gesät.
Während der Bauphase halfen viele künftige BewohnerInnen tatkräftig mit: Sie errichteten die Fahrradschuppen, zimmerten die Kellerabteile und die Holzböden der Balkone; sie halfen, die Innenwände der Wohnungen hochzuziehen, erledigten Malerarbeiten und bepflanzten die Gärten.
Bezogen wurden die 28 Wohnungen schließlich zwischen Dezember 2000 und März 2001. Die Sozialstruktur der Bewohner ist ebenso gemischt wie die Alterszusammensetzung. Heute leben hier 46 Erwachsene - der älteste ist über 70 Jahre alt - und 24 Kinder in zwölf Familien.
Die Kosten für die Eigentümergemeinschaft
WEG Autofrei Wohnen
14 Wohnungen insgesamt, davon:
4 Erdgeschosswohnungen
7 Maisonettewohnungen
3 Reihenendhäuser
mit folgenden Wohnflächen:5 Wohnungen mit jeweils 65-85 Quadratmetern
6 Wohnungen mit jeweils 85-100 Quadratmetern
3 Wohnungen mit jeweils 100-115 QuadratmeternDie Wohnungen wurden im Niedrigenergiehaus-Standard errichtet. Die Grundstücksgröße beträgt etwa 3780 Quadratmeter. Jeder Wohnung - auch den Maisonettewohnungen - ist ein Privatgarten zugeordnet. Die Gartengröße bewegt sich zwischen 115 und 224 Quadratmeter. Zu jeder Wohnung gehört ein ebenerdiger Fahrradschuppen von vier bis fünf Quadratmetern Größe sowie ein Hobbyraum und ein Lagerraum im Keller.
Grundstück
Die Grundstückskosten für die einzelnen Wohnungen bemessen sich nach der Bruttogeschossfläche der Wohnung. Diese Fläche ist in der Regel das 1,3-fache der Wohnfläche.
Die Stadt verlangt für Wohnungen im freifinanzierten Wohnungsbau (zwei Wohnungen) 1700 Mark pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Für Wohnungen, die nach dem "München Modell 1" (¤25 + 30%) erstellt werden (neun Wohnungen) sind 750 Mark pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche zu bezahlen.
Unter bestimmten Voraussetzungen (¤25 + 60%) gibt es die Möglichkeit, dass die Stadt das Grundstück für 1050 Mark pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche abgibt (drei Wohnungen).
Der reine Grundstückspreis beträgt etwa 1,6 Millionen Mark.
Grunderwerbssteuer
Weil wir das unbebaute Grundstück von der Stadt erwarben, musste nur auf den Grundstückspreis die Grunderwerbssteuer bezahlt werden. Hätte man ein bebautes Grundstück erworben, wie es sonst in der Messestadt Riem üblich ist, wären auch für die Wohnungen die Grunderwerbssteuer fällig gewesen.
Die Ersparnis bei einem Wohnungspreis (ohne Grundstück) von 400.000 Mark betrug etwa 14.000 Mark. Dieses Vorgehen der Stadt, direkt an die späteren Bewohner zu verkaufen, ist in der Regel nur bei Projekten mit Modellcharakter möglich.
Eingesparte Stellplatzkosten
Durch die Reduzierung des Stellplatzschlüssels wurden pro Wohnung zusätzlich etwa 16.500 Mark gespart.
Baukosten
Die Baukosten werden natürlich ganz erheblich durch die Wünsche der einzelnen Eigentümer und durch den Anteil von Eigenleistungen bestimmt. Die entstehenden Kosten wurden deshalb, soweit wie möglich, den Wohnungen zugeordnet, bei denen die Kosten entstehen.
Durch die Einzelgewerkvergabe konnte jeder Eigentümer bestimmen, welche Leistungen als Eigenleistung verrichtet werden sollten, dementsprechend groß war die Spannbreite der Baukosten.
Eigenleistungen gingen vom Aufmauern nichttragender Innenwände bis hin zu Malerarbeiten. Es ergeben sich Preise ohne Grundstück (Bau- und Baunebenkosten) von 3.350 bis 4.050 DM pro Quadratmeter.
Gesamtkosten
Damit ergaben sich Gesamtpreise inklusive Stellplatzanteil im freifinanzierten Wohnungsbau von 6.000 bis 6.260 pro Quadratmeter, im reinen "München Modell" von 4.250 bis 5.050 Mark pro Quadratmeter und im "Zwischenmodell" (¤25 +60%) von 4.750 bis 5.450 pro Quadratmeter. Nicht berücksichtigt sind dabei die Eigenleistungen.
Bei der zugrunde gelegten Fläche sind die recht großen privaten Lagerräume im Keller (etwa 15 bis 35 Quadratmeter pro Wohnung) und die Terrassen nicht enthalten.
Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich etwa auf 7 Millionen Mark.
Gemeinschaftskosten
Der Bauherrengemeinschaft entstanden allgemeine Kosten (z.B. für Zeitungsinserate oder für nicht realisierte Planungen anderer Architekten) von etwa 14 Mark pro Quadratmeter.
Die Finanzierung bei der Wohnungs - Eigentümergemeinschaft
Die WEG-Mitglieder haben sich für die Zwischenfinanzierung über eine gemeinsame Bank entschieden, um bei der Begleichung der Baurechnungen möglichst einheitlich Zahlungen durchführen zu können. Dies ermöglicht auch, dass gewährtes Skonto wahrgenommen werden kann. Jeder Bauherr kann dabei seine endfinanzierende Bank frei wählen. Damit das Bauvorhaben sicher realisiert und die Haftung der einzelnen Bauherren untereinander so gering wie möglich gehalten werden kann, wurde folgendes Konzept gewählt:
1. Alle Bauherren werden in ihrer Bonität überprüft, und es ist mindestens die Zwischenfinanzierung aller Bauherren bis zur Fertigstellung des gesamten Bauvorhabens und zum Grundbuchvollzug der Aufteilung in Wohnungseigentum gesichert.
2. Die Zwischenfinanzierung aller einzelnen Bauherren und somit des gesamten Vorhabens soll in der Weise erfolgen, dass
- die zwischenfinanzierende Bank für jeden der Bauherren ein sogenanntes "Zwischenkreditkonto" einrichtet, auf das sämtliche Eigenmittel und die Mittel aus der Endfinanzierung fließen müssen,
- die eingezahlten Eigenmittel auf den Zwischenkreditkonten für das Vorhaben gesperrt und abgetreten werden,
- die jeweiligen Endfinanzierungsgläubiger, soweit einzelne Endfinanzierungen nicht über die zwischenfinanzierende Bank abgeschlossen werden, durch Bankbürgschaften und Pfandfreistellungsverpflichtung in der Weise abgesichert werden, dass diese nach Aufteilung in Wohnungseigentum und nach Abwicklung des Bauvorhabens einen entsprechenden Teilbetrag aus der Globalgrundschuld abgetreten bekommen und durch Verteilung dieser Globalgrundschuld die letztendlich vom Einzelkäufer finanzierte Wohnungseinheit nur noch mit einer Grundschuld in entsprechender Höhe für den Endfinanzierungsgläubiger belastet sein wird,
- eine Vertrauensperson die unwiderrufliche Vollmacht von allen Bauherren erhält, die Zwischenfinanzierungskonten für die Bezahlung aller Gewerke und aller damit im Zusammenhang stehenden Kosten gemäß dem in der Notarurkunde vereinbarten Verteilungsschlüssel zu belasten, möglicherweise durch die Zwischenschaltung eines gemeinsamen Bauabwicklungskontos,
- jeder der einzelnen Bauherren selbst dafür Sorge zu tragen hat, dass sein jeweiliges Zwischenfinanzierungskonto mit Guthaben aufgefüllt ist, und, sofern dies nicht der Fall sein sollte, selbst die wegen der Belastung seines Zwischenkontos anfallenden Zinsen zu tragen hat,
- eine Globalgrundschuld zu Gunsten der zwischenfinanzierenden Bank am gesamten Grundstück eingetragen wird mit der Maßgabe, dass diese nach Aufteilung in Wohnungseigentum und nach Vollendung des Bauvorhabens und somit der Zwischenfinanzierungszeit auf die einzelnen Wohnungseigentumseinheiten zu den jeweils festgesetzten Höhen verteilt und ggf. abgetreten wird,
- alle Bauherren im Rahmen eines gemeinsamen Vertrags bei der zwischenfinanzierenden Bank dieser gegenüber nur gesamtschuldnerisch für die Verluste haften, die dadurch entstehen, wenn eine der Parteien bis zur Vollendung des Bauvorhabens und bis zur endgültigen Aufteilung in Wohnungseigentum die Zinsen für den beanspruchten Zwischenkredit nicht mehr zahlen kann (wegen Ablebens oder aber wegen Arbeitslosigkeit) oder das aufgeteilte Wohneigentum nach Eigentumsumschreibung auf diesen Bauherren in einer Versteigerung nicht den Erlös erzielt, der dem Rückstand dieser Partei bei der zwischenfinanzierenden Bank gleichkommt,
- sich im vorgenannten gemeinsamen Vertrag die zwischenfinanzierende Bank verpflichtet, bis zum Vollzug der Aufteilung in Wohneigentum mit Eintragung des jeweiligen Bauherren als jeweiligen Alleineigentümer einer Wohnungseinheit kein Zwangsvollstreckungsverfahren über das gesamte globale Objekt zu betreiben (durch die zwischenfinanzierende Bank betrieben wird), sondern vielmehr bei Zahlungsunfähigkeit eines Bauherren dessen Zwischenfinanzierungskonto bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin zu belasten.
(Diese Ausführungen basieren auf einem Entwurf aus dem Notariat Jungsberger.)
Probleme aus der Sicht der Banken
- Durch die Einzelgewerkvergabe gibt es keine Kostensicherheit. Dieses Risiko kann nur durch eine entsprechend hohe Bonität der einzelnen Bauherren ausgeglichen werden.
- Durch die zu Beginn nicht feststehenden Kosten für das Bauvorhaben ist es schwierig für die zwischenfinanzierende Bank, eine Bürgschaft oder eine Pfandfreistellungserklärung an andere endfinanzierende Banken zu geben. Daraus folgt, dass normalerweise die Endfinanzierung erst bei Fertigstellung des Objektes erfolgen kann, sofern sie nicht bei der zwischenfinanzierenden Bank erfolgt.
- Durch die zahlreichen Konten bei der zwischenfinanzierenden Bank kommen Hypothekenbanken und Bausparkassen in der Regel nicht in Frage, da sie darauf nicht ausgelegt sind.
Die zuletzt genannten Problempunkte waren für die meisten Banken so schwerwiegend, dass sich bei einer Anfrage an etwa 25 verschiedene Geldinstitute nur zwei bereit erklärten, die Finanzierung zu übernehmen.
Rechtliche Regelungen im Innenverhältnis
Regelungen zu Stellplätzen in der Teilungserklärung
Die Teilungserklärung regelt das Innenverhältnis der Bewohner des Projekts "Autofrei Wohnen". Sie enthält eine Vereinbarung, wie sich die zusätzlich fälligen Kosten aufteilen, falls ein sechster Stellplatz benötigt würde. Die Regelung ist so abgefasst, dass sie ein Scheitern verhindern oder zumindest hinauszögern soll:
Sollte sich ein Bewohner (Mieter oder Eigentümer) von "Autofrei Wohnen" für ein eigenes Auto entscheiden, so muss er sich einen Stellplatz vom Parkraumbetreiber mieten. Das gilt ausdrücklich nicht für Car-Sharing-Autos sowie Miet- oder Dienstwagen für Einzelfahrten.
Die Gemeinschaft kann entscheiden, wie sie mit den drei Pflicht-Stellplätzen, für die sie Miete zahlen muss, umgeht. Denkbar ist eine Nutzung als Car-Sharing-Station und als Besucherparkplatz.
Wenn die Gemeinschaft einen Bedarf von sechs Stellplätzen hat und damit der Stellplatzschlüssel von 0,4 überschritten wird, so müssen nur die Eigentümer der Wohnungen, in denen die Kfz-Nutzer oder -Besitzer leben, alle anfallenden Kosten der Nachrüstung tragen. Somit kommen auf die Nicht-Autobesitzer keine Kosten zu.
Sollten danach noch weitere Bewohner einen Stellplatz benötigen, so müssen sie sich an den bereits gezahlten Nachrüstkosten beteiligen. Bei sechs benötigten Stellplätzen betragen die Nachrüstkosten nach den jetzt gültigen Preisen:
11 mal 21.000 Mark ergibt 231.000 Mark. Damit wären für jedes Auto 38.500 Mark zu zahlen.Die Änderung des Parkraumkonzeptes bedeutet, dass bei Anschaffung eines vierten und fünften Autos jeweils ein fester Stellplatz angekauft werden muss. Momentan hat das keine praktischen Auswirkungen.
Regelungen in der Wohnungseigentümergemeinschaft
Die Wohnungseigentümergemeinschaft besteht aus 14 Parteien, die alle zusammen in Bruchteilsgemeinschaft das Grundstück erworben haben und mit insgesamt 14 Wohneinheiten bebauen. Das Grundstück wird nach Eigentumsübergang sowie nach Baugenehmigung und Vorliegen der amtlichen Aufteilungspläne samt Abgeschlossenheitserklärung in Wohneigentum in der Weise aufgeteilt, dass 14 einzelne Wohnungseigentumseinheiten entstehen und diese jeweils in das Alleineigentum der einzelnen Parteien übergehen. Die einzelnen Bauherren haben sich gegenseitig in der Teilungsklärung zu Folgendem verpflichtet:
- Zur Aufteilung in Wohnungseigentum unter Zugrundelegung der für die Baugenehmigung eingereichten Pläne, wobei die künftige Zuweisung der einzelnen Wohnungseinheiten auf die jeweiligen Käufer sowie der künftige Inhalt der Gemeinschaftsordnung bereits unwiderruflich festgehalten wird;
- zur Bebauung des Grundstücks entsprechend einer festgelegten und zu beurkundenden Baubeschreibung;
- zur Verteilung und zur Tragung der Kosten entsprechend eines festgelegten und zu beurkundenden Verteilerschlüssels;
- zur unwiderruflichen Beauftragung und Bevollmächtigung der Architekten und/oder einer anderen Person (auch juristischen Person), das Bauvorhaben für die BHG zu planen, durchzuführen, zu überwachen, alle damit verbundenen Bauverträge abzuschließen und diese mit den einzelnen Handwerkern aufgrund erfolgter Leistung und vorheriger Angebote abzurechnen, die anfallenden Kosten gemäß dem vereinbarten Verteilerschlüssel auf die einzelnen Parteien zu verteilen sowie von den Zwischenkreditkonten zu begleichen;
- zur Veräußerung des einzelnen Wohnungseigentums an einen Dritten aufgrund Mehrheitsbeschluss, sofern die jeweilige Erwerberpartei bis zur Abwicklung des Vorhabens in Zahlungsschwierigkeiten gerät und deshalb die übrigen Parteien zur gesamtschuldnerischen Haftung für die Zahlung der aufgelaufenen Zinsen etc. in Anspruch genommen werden, wobei im Falle einer solchen Veräußerung die von den übrigen Parteien vorläufig gezahlten Zinsen etc. von einem etwaigen Mehrerlös aus der Veräußerung zu erstatten sind.
(Diese Ausführungen basieren auf einem Entwurf aus dem Notariat Jungsberger.)
Regelungen in der Genossenschaft
Auch in der WOGENO ist der Verzicht auf ein eigenes Auto unter den BewohnerInnen vertraglich geregelt.
Priorität bei der Vergabe der sechs Stellplätze haben BewohnerInnen, die Autos teilen. Veränderungen bei der Vergabe der Stellplätze werden jährlich im Bewohnerrat besprochen. Ausnahmen vom Autoverzicht sind möglich, z.B. bei gesundheitlichen Gründen.
Nähere Informationen dazu bei:
WOGENO München eG
Heike Skok
Aberlestraße 16/Rgb.
81371 München
Tel. 089/721 17 05
Erwartungen an Mitbauleute
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- Initiative und Engagement: Übernahme von Kassenführungen, Behördenkontakten etc.
- Gruppenfähigkeit: Jeder der WEG-Mitglieder in der Messestadt Riem ist mit seinen Vorstellungen mindestens einmal überstimmt worden. Wer für sich immer die besten Teile erwartet, ist in einer solchen Gemeinschaft nicht tragbar.
- Idealismus und Durchhaltevermögen: Die Mühe lohnt sich. Keiner der Riemer Mitbauleute hat es bereut.
- Die Mitglieder der WEG geben Hinweise, um künftigen autofreien Wohnprojekten Start und Umsetzung zu erleichtern.
- Möglichst genaue und feste Arbeitsteilung festlegen, damit Externe feste Ansprechpartner haben. Die "Amtsinhaber" sollten nicht zu oft wechseln.
- Meilensteine festlegen, damit der zeitliche Rahmen absehbar ist und Korrekturmaßnahmen bei Zeitüberschreitungen vorgenommen werden können. Außerdem sollten für Entscheidungen Endtermine festgelegt werden, nach denen Änderungen in der Regel nicht mehr möglich sind.
- Bevor Architekten beauftragt werden ist zu überlegen, ob ein Projekt-Leiter eingesetzt wird. Dieser kann die gruppeninternen Diskussionen vorbereiten und leiten. Er unterstützt und überwacht die Architekten.
- Die Kostenaufteilung für die Bau- und Nebenkosten sollte möglichst einfach sein und möglich früh festgelegt werden. Es sollten möglichst wenig verschiedene Kostenaufteilungsschlüssel verwendet werden.
- Möglichst frühzeitig sollte auch geprüft werden, ob ein Generalunternehmer die Wohnungen erstellen soll, da bei einer Entscheidung für einen Generalunternehmer vieles anders zu regeln ist als bei einer Einzelgewerkvergabe.
- Die Verteilung der Wohnungen im Projekt auf die einzelnen Mitbauleute sollte möglichst erfolgen, wenn 50 Prozent der Mitbauleute bekannt sind. Zu diesem Zeitpunkt ist eine Einigung, wer welche Wohnung bekommt, noch recht einfach möglich. Die verbleibenden Wohnungen dürfen aber keine gravierenden Mängel besitzen, da man sie sonst nicht weitervermitteln kann.
- Sonderwünsche einzelner Bauherren dürfen nicht dazu führen, dass die Wohnung dieses Bauherren später nicht mehr auf dem "freien" Wohnungsmarkt vermittelt werden kann.
- Die finanziellen Verhältnisse der einzelnen Gruppenmitglieder sollten einer Vertrauensperson in der Gruppe offengelegt werden, die dann auch später die Verhandlungen mit der oder den Banken führt.
- Bei Abstimmungen sollte jede Wohneinheit eine Stimme haben.
- Die Innengestaltung bespricht der jeweilige Mitbaumensch mit dem Architekten, die Außengestaltung wird von der Gemeinschaft mehrheitlich beschlossen.
Autofrei leben ist nicht schwer - Erfahrungen nach 2 Jahren
Norbert Wendrich,
Projektgruppe Messestadt Riem
im Planungsreferat der
Stadt München:"Unsere Erfahrungen mit dem Projekt "Wohnen ohne Auto" in der Messestadt sind positiv. Wir haben bisher keine Beschwerden von Bewohnern gehört, das werten wir als gutes Zeichen, das spricht für eine hohe Wohnzufriedenheit.
Insgesamt wurde im neuen Stadtteil das ursprünglich geplante Parkraumkonzept - Stichwort: reduzierte Stellplatzzahl, rollierendes System - allerdings nicht angenommen.
Diese Probleme haben wir bei "Wohnen ohne Auto" nicht. Die Bewohner unterstützen das Konzept aktiv.
Wir von der Stadt begleiten das autofreie Wohnen wohlwollend. Gerne würden wir dies auch an anderer Stelle in der Messestadt Riem unterstützen, nur gibt es dafür bisher kaum Interessenten."Frau M. lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern seit August 1999 in Münchens erster autofreier Wohnungseigentümergemeinschaft in der Messestadt Riem.
Warum hat sich Ihre Familie für autofreies Wohnen entschieden? Gerade Familien sagen doch immer, sie hätten viele Transporte zu erledigen und weite Wege zurückzulegen.
Wir hatten noch nie ein eigenes Auto und auch noch nie eines vermisst. Ich finde es recht verantwortungslos, Auto zu fahren, ohne die Folgen abschätzen zu können - vor allem die Umweltschäden und deren Folgen für die nachfolgenden Generationen. Außerdem verschandeln Autos die Landschaft. Auch wenn sich das jetzt moralisch anhört - so ist es einfach.
Haben Ihre Nachbarn ähnliche Gründe?
Ich glaube schon. Für die meisten ist es erst mal ein Verzicht auf etwas, was sich ja sonst jeder "Normale" gönnt. Aber dann merkt man, dass es gar nicht so schwer ist und sieht die Vorteile: Man schluckt nicht mehr die Abgase vom Vordermann, steht nicht im Stau, der Kontakt zur Umwelt ist direkter und man hat ohne Blechverpackung eine bessere Aussicht. Und finanziell rechnet es sich auch.
Sie haben seit 1996 in der Bauherrengruppe mitgearbeitet. Wäre es nicht einfacher gewesen, eine passende Wohnung "von der Stange" zu kaufen?
Wir haben ungefähr ein drei Viertel Jahr gesucht, aber nichts Passendes gefunden: Entweder die Baustoffe waren zu lumpig, es gab zuviel Plastik oder die Grundrisse gefielen uns nicht. Und dann hätten wir bei einer Vier-Zimmer-Wohnung oft zwei Parkplätze für 30.000 Mark abnehmen müssen, obwohl wir die ja gar nicht brauchten. Die Baugemeinschaft war die ideale Lösung. Natürlich war es arbeitsaufwändiger, selbst zu bauen, und man trägt auch ein gewisses Risiko. Bei uns hat aber alles wirklich gut geklappt.
In der Baugemeinschaft haben Sie Ihre zukünftigen Nachbarn schon frühzeitig kennen gelernt. War Ihnen das wichtig?
Es war sehr angenehm, nicht in eine fremde und anonyme Gegend zu ziehen. Wir konnten schon vorher freundschaftliche Bande knüpfen, und auch die Kinder lernten sich früh kennen. So fiel es ihnen leichter, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen..
Sind Sie bei Ihren Plänen von der Stadt unterstützt worden? Immerhin kommt ja ein Projekt wie Ihres den Klimaschutz-Zielen der Stadt sehr entgegen.
Unseren Baugrund haben wir von der Stadt München gekauft und die zuständigen Leute waren aufgeschlossen und entgegenkommend. Jetzt sind wir, glaube ich, ein Vorzeigeprojekt.
Sie leben jetzt seit zweieinhalb Jahren in Riem, die Infrastruktur ist noch nicht optimal. Wie lebt es sich so?
Ganz normal (lacht). Nur fahren wir statt Auto mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und das Angebot wird auch immer besser. Es kommt ganz selten vor, dass wir uns denken, jetzt wär' ein Auto praktisch. Dann fahren wir halt Taxi. Vielleicht treten wir auch noch dem Car-Sharing von STATTAUTO bei. Und bei Urlaubsfahrten ist die Bahn viel angenehmer.
Würden Sie Ihren Freunden empfehlen, auch autofrei zu leben?
Wenn wir mit anderen Leuten über Leben ohne Auto reden, verfallen sie immer gleich in einen Rechtfertigungszwang, warum sie ein Auto haben. Ich glaube, in der Stadt oder mit guter öffentlicher Verkehrsanbindung lässt es sich sehr gut ohne Auto leben. Und dann sollte man auch die Vorteile genießen.
Chancen für weitere autofreie Projekte in München
Das Potenzial für weitere autofreie Wohnungen in München neben den beiden bereits realisierten Projekten ist noch längst nicht erschöpft.
Messestadt Riem
Ein zweites Baugruppenprojekt in unmittelbarer Nachbarschaft der WEG- und WOGENO-Projekte steht bereits in den Startlöchern. Außerdem plant die Genossenschaft "FrauenWohnen" im zweiten Bauabschnitt des neuen Stadtteils eine autoreduzierte Wohnanlage mit etwa 50 Wohneinheiten.
Ackermannbogen
Im Neubaugebiet Ackermannbogen soll es ebenfalls ein breites Angebot für Haushalte ohne eigenes Auto geben. Die Genossenschaft "wagnis" setzt sich hier für ökologisches, nachbarschaftliches und preiswertes Bauen für alle Altersgruppen ein und versucht, eine möglichst gute Verbindung von Wohnen, Arbeit und Freizeit zu schaffen. Geplant sind etwa 100 Wohneinheiten, die zum Teil ohne Stellplatz errichtet werden sollen, dazu eine Nachbarschaftsbörse und ein -café. Die Planungen haben schon begonnen, mit der Fertigstellung ist Mitte 2003 zu rechnen. Zudem will die NEST Passivhaus GmbH am Ackermannbogen ein Passivhaus mit 20-25 Wohneinheiten bauen. Auch diese sollen zum Teil autofrei angeboten werden.
Entwicklungsachse Hauptbahnhof-Laim-Pasing
Die ehemaligen Flächen der Deutschen Bahn mitten in der Stadt zwischen Hauptbahnhof und Pasing werden in den nächsten Jahren bebaut. Wegen ihrer ausgezeichneter Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr sind sie ein idealer Standort für autofreie Wohnungen.
"Wohnen ohne Auto" hat gegenüber der Stadt bereits ihr Interesse im Flächennutzungsplan-Verfahren angemeldet. Dies wurde seitens der Stadt grundsätzlich begrüßt, doch ob dies auch tatsächlich realisiert wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen
Sonstige Projekte
Gerade "junge" Genossenschaften (wie WOGENO, wagnis, FrauenWohnen) haben sehr viele Mitglieder ohne eigenes Auto (50 bis 80 Prozent). "FrauenWohnen" plant derzeit ein Projekt im Westend und möchte dort die Zahl der Stellplätze reduzieren. Auch die WOGENO möchte in zukünftigen Projekten wieder autofrei oder zumindest autoreduziert bauen.
Schwierigkeiten
Die Stadt München steht nach eigener Aussage dem autofreien Wohnen positiv gegenüber, wenn eine entsprechende Nachfrage gegeben ist. Allerdings gestattet die Bayerische Bauordnung in ihrer derzeitigen Form keine Stellplatzreduzierung, sondern nur eine Stellplatzaussetzung, wie bereits in der Messestadt Riem. Deshalb müssen drei Grundbedingungen erfüllt sein:
- Flächennachweis für die Nachrüstung mit Stellplätzen, damit Stellplätze bei Bedarf nachträglich errichtet werden können;
- Finanzierungsnachweis, damit die Stellplätze im Nachrüstfall auch gebaut werden können;
- Rechtsverbindliche Verpflichtungserklärung sowie der jährliche Nachweis, dass man kein Auto besitzt.
In der Praxis ist der erste Punkt sehr schwierig umzusetzen und letztlich kontraproduktiv, da er eine planerische und finanzielle Beschränkung darstellt. Deshalb bleibt die Forderung nach Änderung des Baurechts auch in Bayern bestehen. In anderen Bundesländern wird dies bereits wesentlich flexibler gehandhabt. Dies ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass autofreie Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt ein ganz normales Angebot werden.
Informationen
Wer mehr über künftige Projekte wissen möchte, wende sich an die Initiative "Wohnen ohne Auto".
Impressum
siehe www.wohnen-ohne-auto.de
Was wir wollen
Ziel ist es, mehr Miet- und Eigentumswohnungen für Menschen zu schaffen, die ohne eigenes Auto leben und deshalb keine teuren Stellplätze finanzieren wollen. Außerdem setzen wir uns für eine "Stadt der kurzen Wege" ein, in der alle Einrichtungen des täglichen Bedarfs zu Fuß zu erreichen sind.
Was wir schon erreicht haben
Im neuen Münchner Stadtteil Messestadt Riem wurden erfolgreich zwei solche autofreie Wohnprojekte verwirklicht: Eines für Wohnungseigentümer, eines für Mieter, die in einer Genossenschaft zusammengeschlossen sind.
Herausgeber:
Impressum
Herausgeber:
Wohnen ohne Auto
c/o VCD
Geyerstraße 22
80469 München
Texte: Sven Bindczek, Heike Skok, Victor C. Denk und andere
Redaktion und Layout: Maria Ernst, Victor C. Denk, Gunhild Preuß-Bayer
Fotos von den Bewohnern
Belichtung und Druck: Ulenspiegel Druck und Verlag GmbH, Andechs
Zitate oder Nachdruck mit Quellenangabe erwünscht, Belegexemplar bitte an den Herausgeber.
Gedruckt auf chlorfrei hergestelltem Recyclingpapier mit Farben ohne Schwermetalle und Azofarbstoffe.
Wir danken der MRG Maßnahmeträger München-Riem GmbH für die freundliche Überlassung des Planes der Messestadt Riem.
Diese Dokumentation wurde ermöglicht durch finanzielle Unterstützung der Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt.
München, im Dezember 2001