Öko-Institut Freiburg sieht erhebliches CO2-Einsparungspotenzial durch "Wohnen ohne Auto"

Klimaschutz mit Zusatznutzen: 50 % CO2-Reduktion sind möglich

Seit 2004 liegt die Studie "Kommunale Strategien zur Reduktion von CO2-Emissionen um 50% am Beispiel der Landeshauptstadt München" des Öko-Instituts Freiburg vor, nun endlich erhält sie die Aufmerksamkeit, die ihr zusteht.

Das Ökoinstitut schlägt viele Maßnahmen mit großem Reduktionspotenzial vor, die organisations-, kosten- und zeitaufwändig erst mittelfristig umgesetzt werden können. Aber auch eine Vielzahl von Maßnahmen wird diskutiert und bewertet, die einfach, schnell realisierbar und gleichzeitig effektiv sind.

So sehen die Wissenschaftler vom Öko-Institut die Schaffung von autofreien Wohnquartieren als geeignetes Instrument zur CO2-Reduzierung: Mit der Zielsetzung, dass innerhalb der nächsten acht Jahre Wohnungen für 10.000 bewusst autofrei lebende Haushalte geschaffen werden, wird eine jährliche CO2-Einsparung von rund 5.000 t erwartet.

In autofreien Wohnprojekten verpflichten sich die Bewohner, auf Dauer kein eigenes Auto zu halten und brauchen dafür im Gegenzug keine Garagen bauen. Solche Projekte sind in mehreren Städten im In- und Ausland erfolgreich umgesetzt worden, so auch in München, wo bisher in der Messestadt Riem ca. 100 autofreie Wohnungen entstanden sind. Die Bewohner sind hochzufrieden, das autofreie Leben funktioniert. Dennoch finden Projekte, die in anderen Stadtteilen bewusst autofrei planen, bauen und leben wollen, bei der Stadt München keine Akzeptanz. "Wir fordern schon seit Jahren eine stärkere Förderung des autofreien Wohnens in München und freuen uns sehr, dass nun auch der Nutzen für den Klimaschutz mit klaren Zahlen belegt ist.", kommentiert Gunhild Preuß-Bayer, Sprecherin der Initiative "Wohnen ohne Auto" den Bericht des Öko-Instituts.

Dabei stellt die Studie fest, dass dieses Konzept sowohl für den Einzelnen als auch für die Allgemeinheit noch viele weitere Vorteile bietet, angefangen von der Kostenersparnis bei Bau und Unterhalt, über die Stärkung der lokalen Infrastruktur bis hin zum gesünderen und familienfreundlicheren Wohnen. Vor allem Kinder haben in den autofreien Projekten viel Platz zum Spielen und sich Bewegen. "Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, wie positiv das "Wohnen ohne Auto" angenommen wird und wie gut es nun schon seit über 8 Jahren funktioniert", erklärt Frau Preuß-Bayer.

Damit weitere autofreie Projekte entstehen können, muss die Stadt München die Voraussetzungen auch in anderen Stadtteilen schaffen, geeignete Flächen anbieten, Investoren, Genossenschaften und Baugruppen durch unbürokratische Genehmigungen ermutigen und eine Regelung für den Bau bzw. Nicht-Bau von Stellplätzen entwickeln, die den Bedürfnissen des autofreien Wohnens gerecht wird. Zusätzlich sind flankierende Instrumente, wie attraktive Fußwege, zusätzliche Radlrouten, eine umfassende Parkraumbewirtschaftung, Förderung des Car-Sharing oder spezielle Zeitkarten-Arrangements beim MVV für autofreie Wohnanlagen wünschenswert.

"Uns ist unverständlich, dass die Stadt München diese für Klima und Umwelt so erfolgreichen Wohnungsangebote nicht stärker fördert", wundert sich Frau Preuß-Bayer, "es kostet die Stadt kein Geld und es schafft qualitativ hochwertigen Wohnraum zu geringeren Kosten als sonst üblich."

Die Initiative "Wohnen ohne Auto" fordert deshalb, in allen Stadtteilen autofreie Wohngebiete zu genehmigen - je früher diese Wohnform Schule macht, desto besser fürs Klima. Hier kann eine neue Kultur der CO2-armen Mobilität wachsen, autofreies Wohnen ist Vorreiter für einen umweltverträglichen Lebensstil.

Jetzt kann und muss die Stadt München beweisen, wie ernst es ihr mit dem Klimaschutz ist.

 

 

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