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Mit einer spektakulären "Radl-Night" entlang des Altstadtrings startet die Stadt München am 24. April 2010 eine große Werbekampagne zur Förderung des Radverkehrs.
"Wir begrüßen alle Maßnahmen, die die Münchnerinnen und Münchner zum Umsteigen auf das Fahrrad als urbanes und ökologisches Verkehrsmittel ermuntern", meint dazu Gunhild Preuß-Bayer, Sprecherin der Initiative Wohnen ohne Auto, "aber Worten müssen auch Taten und vor allem konkrete Angebote folgen, die Radlfahrer unterstützen".
Solche Angebote bieten autofreie Wohnprojekte, in denen die BewohnerInnen freiwillig auf ein eigenes Auto verzichten und die Vorteile ihres autofreien Lebensstils genießen können. Derartige Wohnprojekte und Wohnanlagen sind in den letzten Jahren in vielen europäischen und auch deutschen Städten entstanden.
Nun hat sich auch in München eine weitere Gruppe zusammen gefunden, die ein autofreies Wohnprojekt am Ackermannbogen in München-Schwabing realisieren will. "Wir sind mittlerweile 13 Haushalte -Singles, Paare, Familien, bunt gemischt- und alle seit vielen Jahren passionierte RadlerInnen" erzählt ein Mitglied der Baugemeinschaft. "Keiner von uns hat ein Auto, aber im Durchschnitt mindestens 2 Räder". Dazu kommen noch diverse Kinderfahrzeuge, Radlanhänger und ähnliches. Genau hierfür wolle man in der geplanten Wohnanlage nicht nur genügend Platz schaffen, sondern auch darauf achten, dass die Abstellplätze gut zugänglich, sicher und komfortabel sind. Auch ein eigener Raum für Reparaturarbeiten wird angedacht. "Dafür benötigen wir jedoch keine Autostellplätze in einer Tiefgarage und wollen das Geld stattdessen lieber in ausreichende Radabstellplätze und auch in eine energiesparende und ökologische Bauausstattung investieren und uns ein Umfeld schaffen, wo wir und unsere Kinder ruhig und gefahrlos draußen sein können," ergänzt Eva Oelmann, die sich kürzlich der Baugruppe angeschlossen hat.
Schwer verständlich ist es deshalb für die Baugruppe, dass nach der aktuellen Münchner Stellplatzsatzung grundsätzlich noch immer zu jeder neu gebauten Wohnung ein Autostellplatz errichtet werden muss, egal ob dieser benötigt wird oder nicht. Wer von dieser Vorgabe abweichen will, muss mit der Stadt geduldig verhandeln - allerdings mit ungewissem Ausgang, denn autofreies Wohnen wird durch die bestehenden Verordnungen bislang nicht aktiv gefördert.
Dabei gibt es gute Beispiele, dass sich autofreies Bauen positiv auf die Lebensqualität der Bewohner und natürlich auf die Umwelt auswirkt. Denn überall, wo die Stadt bislang autofreie Projekte genehmigt hat, gab es sehr positive Resonanz. "Seit 11 Jahren schon besteht das erste autofreie Wohnprojekt in der Messestadt Riem und alle Bewohner sind nach wie vor überzeugt, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben," sagt Gunhild Preuß-Bayer.
Die Baugruppe hofft daher sehr, dass die Stadt den Weg zu einem weiteren autofreien Wohnprojekt in der (hoffentlich) zukünftigen "Radl-Hauptstadt" Deutschlands ebnen wird.
Übrigens können noch weitere Interessenten in dem Projekt am Ackermannbogen mitmachen.
Stand der Dinge 2012:
Im Mai hat die Gruppe, die inzwischen aus 13 Haushalten besteht, ein Grundstück gekauft.