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Im Gegensatz zum städtischen Parkraumkonzept funktioniert die Autofreiheit in der Messestadt problemlos
Die 27 autofreien Wohnungen der WOGENO in der Messestadt Riem sind im Rohbau fertig. Am kommenden Donnerstag wird Richtfest gefeiert.
Das in Niedrigenergiebauweise erstellte Haus ist weitgehend barrierefrei erschlossen. Auf dem Dach wird eine Photovoltaik-Anlage installiert.
Die künftigen Bewohner besitzen keine privaten Autos und nutzen stattdessen bei Bedarf ein Car-Sharing-Fahrzeug. Dadurch konnte auf Tiefgaragenstellplätze verzichtet werden. So ist Platz für eine ganze Reihe von Gemeinschaftsräumen im Souterrain, der sonst nicht zur Verfügung gestanden hätte.
Der Verzicht auf Stellplätze eröffnet nicht nur planerischen, sondern auch finanziellen Spielraum. Die gute Wohnqualität mit hohen ökologischen Standards zu Preisen, die für Normalverdiener noch erschwinglich sind, ist nur durch den Verzicht auf kostentreibende Stellplätze möglich geworden.
Das Haus der Genossenschaft grenzt westlich an die Häuser der Eigentümergemeinschaft "Autofrei Wohnen", die bereits seit vergangenem Sommer bezogen sind. Zusammen mit zwei derzeit in Planung befindlichen Projekten entsteht am zentralen Grünzug in der Messestadt Riem ein autofreies und ökologisches Quartier mit insgesamt rund 65 Wohneinheiten:
- für eine weitere Bauherrengemeinschaft plant das Büro Philipp und Hofmann, Architekten des im vergangenen Sommer bezugsfertig gewordenen Projektes, ein Haus mit 12 autofreien Eigentumswohnungen,
- die Firma NEST aus Unterhaching, Spezialist für Niedrigenergiehäuser, plant ein Passivhaus. Es benötigt nur rund zehn Prozent der Heizenergie, die sonst erforderlich ist. Auch bei diesem Ökoprojekt mit 18 Wohneinheiten und einer Kindertagesstätte wird an einen deutlich reduzierten Stellplatzschlüssel gedacht.
Im Gegensatz zum gescheiterten städtischen Parkraumkonzept funktioniert das Wohnen ohne eigenes Auto in der Messestadt reibungslos. Als einen wesentlichen Grund sieht Gunhild Preuß-Bayer vom Bund Naturschutz Kostentransparenz und Kostenwahrheit: "Wer in ein autofreies Projekt einzieht, weiß worauf er oder sie sich einlässt". Die meisten Bewohner hätten schon vor ihrem Umzug ohne eigenes Auto gelebt und dieses auch in den seltensten Fällen vermisst. Anstatt über ihre Miete die Stellplätze ihrer Nachbarn mitzufinanzieren, flösse das Geld in einen hohen Standard der Wohnungen.
In der Car-Sharing-Station ist bisher ein Fahrzeug stationiert, dessen Nutzung aber eher schleppend anläuft. Auch dies zeige, so Preuß-Bayer, dass die Befürchtungen von Kritikern, das Projekt werde alsbald scheitern und es müssten Stellplätze nachgerüstet werden, unbegründet sind. "Eher könnte das Car-Sharing-Fahrzeug wegen zu geringer Nutzung zum Zuschussgeschäft werden", betont die Umweltschützerin.
Preuß-Bayer verwies auf wesentlich größere autofreie Projekte mit teilweise einigen hundert Wohneinheiten in anderen Städten, z.B. in Hamburg, Freiburg, Münster, Köln und Kassel. Bei diesen Projekten sei die Autofreiheit bereits im Zuge der Bauleitplanung berücksichtigt worden und seien zumeist sorgfältige Standortanalysen durch die Kommunen vorausgegangen. München mit seinem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrssystem könnte sehr viel mehr für autofreies Wohnen tun, erklärte Preuß-Bayer, immerhin verfügten rund 40 Prozent der Haushalte über kein eigenes Auto.
Termin:
Donnerstag, 13.04.00, 11 Uhr
Caroline-Herschel-Str. 25 / 27
Richtfest der WOGENO
Kontakt:
Maria Ernst
Tel. 089 / 20 11 898, Fax 089 / 20 15 313
Mobil 0179 / 2964 202