PM: 20 Jahre Wohnen ohne Auto in München – der mühsame Weg zu einer stadtverträglichen Mobilität

PRESSEMITTEILUNG VOM 20.7.2015

Initiative Münchner Umwelt- und Verkehrsvereine zieht Bilanz

 

20 Jahre Wohnen ohne Auto in München – der mühsame Weg zu einer stadtverträglichen Mobilität

 

Anfangs als „utopische Träumereien“ abgetan, sind in den letzten zwei Jahrzehnten mit großem Erfolg eine ganze Reihe von autofreien und autoreduzierten Wohnprojekten für Menschen ohne eigenes Auto entstanden, nicht nur in München, sondern auch international. Aber es könnten noch mehr sein, meinen die Initiatoren der Initiative "Wohnen ohne Auto".

 

Nach der großen UN-Umwelt- und Entwicklungskonferenz 1992 in Rio entstanden weltweit Agendagruppen, die die globalen Ziele auf lokaler Ebene mit umsetzen wollten. Auch in München suchten Umweltinitiativen, aber auch VertreterInnen aus Verwaltung und Politik und engagierte BürgerInnen in verschiedenen Fachforen über lokale Handlungsmöglichkeiten für eine globale Zukunftssicherung. „Ich war damals mit VertreterInnen anderer Verkehrs-, Umwelt- und wohnungspolitischer Gruppen und MitarbeiterInnen städtischer Referate im Fachforum für Verkehr und Siedlungsplanung“, erinnert sich Gunhild Preuß-Bayer, Sprecherin der Initiative. „Wir entschieden uns, das damals nur in Fachkreisen diskutierte, aber in der Praxis noch wenig erprobte neue Konzept „Autofreies Wohnen“ in München umzusetzen."

 

Im Juni 1995 hatte die neu gegründete Initiative „Wohnen ohne Auto“ ihren ersten öffentlichen Auftritt beim Münchner Umwelttag und innerhalb ein paar Stunden meldeten sich 150 Interessenten für ein autofreies Wohnprojekt. Eine Chance bot die gerade in Planung befindliche Messestadt Riem, wo ein ökologischer Stadtteil entstehen sollte. Auch der Stadtrat unterstützte die Idee und beauftragte im Juli 1995 die Verwaltung, 200 Wohneinheiten in der Messestadt für ein Pilotprojekt „Wohnen ohne eigenes Auto“ zu entwickeln. „Schon im November 1995 bildete sich eine Baugruppe und alles hätte gut und zügig vorangehen können“, so Preuß-Bayer weiter, „aber die Planungen bei der Stadt verzögerten sich immer wieder und die Absicherung der Autofreiheit musste in vielen Gesprächen mit der Stadt ausgehandelt werden. Erst 1999/2000 konnten die ersten beiden autofreien Projekte (eine Eigentümergemeinschaft, ein Genossenschaftshaus) in der Messestadt bezogen werden.“

 

Mittlerweile sind hier noch drei weitere autofreie bzw. -autoreduzierte Wohnanlagen dazu gekommen, eine ist in Planung und auch am Ackermannbogen wurde das Konzept umgesetzt. „Alle BewohnerInnen sind mit ihrer Wohnqualität hoch zufrieden, niemand ist ausgezogen, weil er/sie ein Auto haben wollte und, entgegen der Befürchtung von Politik und Verwaltung, hat kein Haushalt sich heimlich ein motorisiertes Fahrzeug zugelegt“, zieht Preuß-Bayer eine durchwegs positive Bilanz.

 

Allerdings kritisiert die Initiative die auch nach 20 Jahren noch immer zögerliche Unterstützung durch die Münchner Stadtverwaltung und Politik. „Obwohl alle Projekte, auch in anderen Städten, zeigen, wie gut autofreies Wohnen funktioniert, ist für autofreie Bauvorhaben nichts einfacher geworden“, erläutert Preuß-Bayer, „noch immer müssen autofreie Baugemeinschaften um jeden Stellplatz weniger kämpfen, und noch immer werden die gut ein Viertel Münchner Haushalte, die schon jetzt kein Auto haben, in der Wohnungswirtschaft ignoriert.“

 

Dabei biete das Konzept „Wohnen ohne Auto“ gerade in Zeiten ungestümen Bevölkerungswachstums viele Chancen für die Stadtentwicklung: mehr Lebensqualität, weniger Kosten, mehr Platz zum Wohnen statt zum Parken, mehr Angebote für Fußgänger und Radfahrer, ein kinderfreundlicheres Umfeld und natürlich auch eine bessere ökologische Bilanz. „Wir möchten autofreie Wohnprojekte und autofreie Wohnquartiere zu einem ganz normalen Angebot in München machen“, so Preuß-Bayer. „Zu unserem 20. Geburtstag wünschen wir uns deshalb von der Stadt mehr Mut zu Innovationen in der Stadt- und Verkehrsplanung – München will Klimaschutz und Nachhaltigkeit, hier kann die Stadt einen wirkungsvollen Beitrag liefern."

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Wohnen ohne Auto ist eine Initiative von: ADFC KV Mün­chen e.V., Bund Naturschutz in Bayern e.V., Gesundheits­laden München e.V., GreenCity e.V., STATTAUTO München, VCD München e.V.

 

 

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